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Poecilia wingei am Lago Campoma

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Guppy in Venezuela
7 Dez

Wegen Poecilia wingei zum Lago de los Patos und Laguna Campoma in Venezuela

Es ist der 15. November 2013, nach einem Zwölfstundenflug, sind wir, mein Freund Gerhard Bozek und ich in Caracas angekommen. Bei einer Außentemperatur von 42°C sind wir froh im Flughafengebäude bleiben zu können, da wir ja noch einen einstündigen nationalen Flug zu unserem Zielflughafen Cumana vor uns hatten.

Da der nächste Abflug erst fünf Stunden später war, checkten wir ein, sodaß wir uns nicht mehr um unsere Koffer kümmern mussten.

Wir begaben uns zu dem angeführten zuständigen Gate, holten uns was zum Essen und Trinken und begaben uns in den Warteraum. In Erwartung der Abflugzeit, die jeweils auf einem Monitor angezeigt wurde, vergingen die Stunden. Da bereits eine halbe Stunde vor Abflugszeit keine Anzeige erfolgte, erkundigte ich mich mit einem etwas „gastarbeiterischen Spanisch“, wann die Anzeige des Fluges am Monitor erfolgen wird. Die Überraschung war groß, denn die Flughafenverwaltung hat es anscheinend vergessen, diesen Flug anzuzeigen, da die Maschine nicht von diesem Gate abflog, sondern auf einem anderen Gate umgeleitet wurde.

Dass wir natürlich viel zu spät dort angekommen sind, die Maschine bereits weg war und wir ohne Koffer dagestanden sind, lag auf der Hand.Nach einigen Telefonaten mit dem venezolanisch/deutschen Reiseveranstalter Nicky Richter,  mussten wir in einem Hotel nächtigen und konnten erst am nächsten Tag in der Früh, weiterfliegen. Der Flug ging allerdings nach Barcelona, wo wir bereits von unserem vorbestellten Fahrer erwartet wurden, der uns dann nach einer Dreistundenfahrt nach Cumana zum Flughafen brachte, da ja unsere Koffer ordnungsgemäß in der von uns nicht mehr erreichten Maschine waren.

Nachdem auch das erledigt war, erreichten wir nach einer weiteren zweistündigen Fahrt unser Ziel, die Quinta Palomar. Eine Posada (Pension) bei San Antonio direkt am Golf von Cariaco, mit eigenem Strand am Meer und großem Grundstück auf dem die verschiedensten tropischen Bäume und Pflanzen wachsen.Die Besitzer sind Georg und Monika, beide aus Niedersachsen, die vor 30 Jahren aus Deutschland nach Venezuela ausgewandert sind. Sie betreiben diese Posada professionell und nach dem vorhandenen Gästebuch, auch zur Zufriedenheit der jeweils anwesenden Europäer. Auch wir wurden in keinster Weise enttäuscht. Es ist Mitte November, 12 Uhr mittags, sehr heiß und wir genießen den von Monika angebotenen Begrüßungsfruchtsaft. Georg ist leider derzeit nicht anwesend, da er sich in ärztlicher Behandlung in Deutschland befindet. Nach dem guten Mittagessen (Steak, Tomaten, Käse und Championsoße), gibt es noch eine Einweisung in Haus und riesigem Grundstück, anschließend sitzen wir dann noch bis spät am Abend bei Bier (Cerveza) und einem Abendimbiss auf der Terrasse, plaudern mit Monika über unsere Vorhaben und freunden uns gleichzeitig mit den beiden Haushunden Satchmo und Pancho an.

Nach den etwas aufregenden letzten Flugtagen fallen wir nach ausreichendem duschen spät aber glücklich am Ziel zu sein in unsere Betten.

Am nächsten Tag, machten wir  mit unserem Fahrer Josè den wir täglich mit Geländewagen acht Stunden zur Verfügung hatten, eine genaue Absprache und zeigten ihm auf der Karte, wo wir die nächsten Tage überall hinfahren möchten. Zwei Orte, wo wir laut Prof. Kempkes die ENDLERguppys (Poecilia wingei) finden sollten.

campona endler guppy

Da wir an diesem Tag nicht beabsichtigen von der Quinta wegzufahren, erkunden wir das hauseigene Gelände, da auch hier ein kleiner Bach in das Meer mündet. Es ist 11 Uhr mittags, hat 40°C im Schatten und fangen P.reticulata. Die Wasserwerte, Temp.25°C, NO³/0, NO²/0,

GH/8, KH/17, pH/8, also Werte, die durchaus auch in österreichischen Gegenden zu finden sind.

Nach dem Mittagessen baden wir im Meer und relaxen bis zum Abend.

Unsere erste Fahrt führte uns zur Laguna de los Patos in den Raum Cumana. Bei der Fahrt dorthin merken wir schon, dass die Regenzeit bereits vorbei ist, Flüsse sind kleine Gerinne und in kleinen Teichen ist der Wasserstand ebenfalls schon sehr niedrig.

Zwei Stunden Fahrt und wir sind um 11 Uhr bei der Lagune angekommen.

Gerhard und ich sind erschüttert, eine Müllhalde mit stinkendem brackigem Wasser, der Wasserstand maximal 20 cm und heiß (40°C), man kommt vor lauter Müll kaum zum Wasser und von Fischen oder anderen Lebewesen keine Spur. Es ist aber gut möglich, dass in der Regenzeit und dem Süßwasserzufluß, durch den neben der Lagune befindlichen Kanal, wieder Leben erwacht und auch von den Abwasserzuflüssen der Stadt Cumana, P.wingei in den See kommen. Jetzt ist in dem neben der Lagune befindliche Abflußkanal, mit stehendem veralgten und verkrautetem Wasser, kein P.wingei zu finden. Sicher spielt auch die derzeit herrschende Temperatur eine Rolle. Wir fangen zwar im Kanal zwei kleine Bachlinge (Rivulus hartii), aber das war`s dann schon, von P.wingei weit und breit keine Spur.  Obwohl angeblich 2011 von Bastien Voisin aus Toulous aus der Lagune noch P.wingei gefangen wurden. So wie es derzeit aussieht, ist zu befürchten, dass ein Aussterben der Population durch den Müll und den verschiedenen Abwasserzuläufen aus Cumana, zu erwarten ist.

Enttäuscht fahren wir um 15,30 Uhr zurück in unsere Unterkunft, somit war unsere Option Fischfang für diesen Tag beendet.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Faulenzen, baden, und Bier trinken in der Posada.

Da wir ja nicht nur zum Fische fangen hier sind, haben wir auf Anraten von Monika, einen Badetag eingelegt und sind mit unserem Fahrer Jose, zum Playa de Medina en Carupano gefahren.

Der Strand „Playa Medina“ ist einer der schönsten Strände Venezuelas. Er liegt in einer kleinen Bucht und ist umsäumt von einer Palmenoase. Getränke und lokale Köstlichkeiten auf Arepa-Basis bekommt man hier zu Schnäppchenpreisen. Dieser Ort bietet Ruhe und Frieden und es gibt keine touristischen Aktivitäten in der näheren Umgebung, so dass man einen Urlaub hier mit vollen Zügen genießen kann. Bei kleinen Strandküchen, betrieben von Fischern, deren Frauen traditionelle Speisen anbieten, wie Fisch, Fleisch, Ziegenkäse, dazu Fruchtsäfte, Bier und selbstgebraute Schnäpse, kann man die Zeit mit venezolanischen Köstlichkeiten  auf karibische Art ausklingen lassen.

Am Nachmittag fahren wir zurück, wobei wir bei El Morro in einem Nebengerinne des Rio Caribe einige Netzzüge machen, wobei wir hier schöne P.reticulata fangen, die wir allerdings wieder im Gerinne aussetzen.

Nachdem noch ein wenig Zeit war, haben wir uns auch gleich die Wasserwerte angesehen:

NO³ 0, NO² 0, GH 18, KH 17, pH 7, Wassertemperatur 30°C, Luft 42°C.

In der Posada angekommen besprechen wir noch den nächsten Tag, den wir für eine Fangfahrt zum Lago Campoma vorgesehen hatten.

Abfahrt um 09,00 Uhr Richtung Cariaco. Schön asphaltierte Straßen, zwar etwas holprig, fahren wir zügig, unserem ersehnten Ziel Laguna Campoma entgegen. Der See liegt etwa 12 km nordwestlich von Cariaco, einer kleinen „Stadt“, und ca. 1 km nördlich von der Ortschaft Campoma. Es ist eine schmale langgezogene Lagune die sich von nordost nach südwest erstreckt. Wir waren an der südlichsten Stelle der Lagune angekommen und nun standen wir da und konnten kaum zum Wasser, ein etwa 20 Meter weiter Schilfgürtel verwehrte uns den Zugang .

Da ich aber unbedingt zu meinen ENDLER  kommen wollte, machte ich einen Watversuch durch das Schilf, den ich nach zwei Meter wieder abbrechen mußte um nicht im Schlamm zu

versinken. Guter Rat war teuer, was machen wir jetzt. So fuhren wir weiter Richtung Ortschaft Campoma, zu der eine staubige Landstraße führte, dabei kamen wir über eine kleine Ziegelbrücke, die mit drei Betonrohren das Durchfließen des Baches ermöglichte. Wir hielten natürlich an und beobachteten das Fließwasser, dabei stellten wir an den Brückenrändern wo sich das Wasser fast nicht bewegte große Schulen von kleinen Fischen fest, die den Bodengrund am Gewässerrand abweideten.

Der Bodengrund war etwas schlammig und mit Blättern und abgebrochenen Ästen bedeckt, aber das Wasser war sehr rein und klar.

Wir waren uns nicht sicher, ob dieser Abfluß mit der Lagune in Verbindung stand, da auch dieser Bach stark mit Wasserpflanzen (Wasserhyazinthe) stark verkrautet war.

Gerhard ging auf die andere Seite der Brücke, wo er einen guten Zugang zum Wasser hatte und fing mit seinem Netz die ersten P.wingei. Ich war außer mir vor Freude, holte sofort mein Netz, und machte meinen ersten Zug durch die von mir beobachteten Fische. Es waren alles P.wingei, Männchen und Weibchen in verschiedenen herrlichen Farben.

Durch Zufall kam ein alter Mann auf einen Esel und überquerte die Brücke, Jose unser Fahrer fragte den Alten  von wo das Wasser herkommt, seine Antwort war „Laguna Campoma“. Somit war uns klar, dass es sich hier um einen Abfluß der Lagune handelte.

Um die Wasserwerte festzustellen, führten wir einige wichtige Messungen mit JBL Testlab durch: NO³ 20, NO² 0,5, GH 10, KH 15, pH 7,5 Wasser 28°C, Luft 32°C, 13 Uhr.

Leider hatten wir das Ausmaß der Lagune nicht gesehen, aber unsere ENDLER hatten wir.

So verpackten wir unseren Fang und fuhren wieder Richtung Posada „Quinta Palomar“!

Angekommen, wurden die Fische in vorbereitete 10 Ltr. Kunststoffflaschen aufgeteilt, in denen wir sie gut  beobachten konnten und versuchten sie auch gleich nach Phänotyp zu sortieren. Ausfälle hatten wir keine, wollten aber, nochmal zur Lagune Campoma.

Gerhard war nicht ganz zufrieden „nur Guppys“ zu haben und so beschlossen wir nach El Morro zum Rio Caribe zu fahren. In einem kleinen Nebengerinne versuchten wir es, aber außer Guppys war nichts zu fangen. Schnellschwimmende schlanke Fische (Cichliden?) waren zu sehen aber welche, konnten wir nicht feststellen, da sie beim Nähertreten sofort in die Bachmitte schwammen. So fuhren wir wieder Richtung Unterkunft und Gerhards Enttäuschung war groß.

Die nächsten zwei Wochen verbrachten wir mit Ausflügen, wie zur Höhle Guachara, nahe der Ortschaft Caripe. Sie beherbergt die Guacharos (Fettschwalme), die etwa so groß wie eine Krähe sind. Sie sind Nachtvögel und das Ausschwärmen bei Einbruch der Dunkelheit ist ein gewaltiges Erlebnis. Kreischend verlassen sie zu tausenden die Höhle um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Diese Höhle ist der prominenteste Nistplatz dieser besonderen Vögel und ihr Schrei kling wirklich unheimlich. Angeblich hat Alfred Hitchcock diese Geräusche für seinen Film „dir Vögel“, verwendet.

Ein weiterer Besuch war eine Meersalzgewinnung auf der Halbinsel Araya, sowie eine Motorbootfahrt von Mochima aus zur Delfinbeobachtung (ganz hervorragend), mit anschließendem Schnorcheln bei einem Korallenriff stand auf unserem Besuchsplan. Eine Fahrt in den Regenwald zur Papageienbeobachtung, war leider umsonst, da wir nur ihr Geschrei gehört, aber keine Papageien gesehen haben, da sie zu hoch in den Baumwipfeln versteckt waren.

In der Bucht von Cariaco, unmittelbar vor unserer Posada Quinta Palomar haben wir einen Beobachtungstag eingelegt und Säbelschnäbler, Flamingos, Seeadler und Pelikane beobachtet und mit anschließendem Fischfang.

Natürlich muß auch das Relaxen auf der Posada, und das gut gekühlte Serveca erwähnt werden,  war es doch erfrischend, bei einer Lufttemperaturen zwischen 28°C und 42°C.

Wir waren auch täglich einige Stunden in der Umgebung unserer Posada, bei sämtlichen Gewässern, zu schauen ob außer Guppys, die es in großer Zahl gab, auch andere Fische zu finden sind. Außer einigen kleine mir unbekannte Welse und unbekannte silberfarbene Salmler, fanden wir nichts. Von einer weiteren Fahrt zur Laguna Campoma haben wir Abstand genommen, da wir bei der ersten Fangfahrt genügend ENDLER gefangen hatten und wir auch an den Heimtransport denken mußten.

Unseren gefangenen Fischen ging es gut,  wir hatten sie, wie bereits erwähnt, in zur Hälfte aufgeschnittenen 10 Ltr. Wasserflaschen mit Belüftung eingesetzt und auch das mitgebrachte Trockenfutter wurde problemlos angenommen und bis zur Heimreise keine Ausfälle.

Auch die weitere Nachzucht war bis jetzt problemlos.

Die Haltung und Ansprüche der ENDLER ist einfach und den Guppys ähnlich. Sie sind kleiner als normale Guppys. Besonders die Männchen sind extrem klein. Die größeren Weibchen werfen ca. alle 30 Tage bis zu 20 Jungfische. Auch stellt diese Art den Jungfischen nicht nach. Die Temperatur zwischen 24°-27°C ist für ihre Haltung und Zucht optimal. Mit dem heimischen Wasser (GH 19, KH 10, pH 7) kommen die Fische zurecht. Das Futter (auch Flockenfutter) muß allerdings relativ klein sein.

Jetzt nach mehr als einem Jahr, mußte ich feststellen, dass sich die ursprünglichen Phänotypen bei den Nachzuchten stark verändert haben. M. Kempkes hat mich nach meiner Rückkehr bereits auf diese Veränderung darauf  hingewiesen. Es muß auch erwähnt werden, dass es sich bei P.wingei nicht um eine Unterart der P.reticulata, (wie oft kolportiert wird), sondern um eine eigene Art handelt. Das Verhalten ist auch ganz anders, zB umwerben die Männchen die Weibchen länger und intensiver als P.reticulata und es sind deutlich weniger Spontankopulationen zu beobachten (M.Kempkes).

Für alle, die ENDLERS Guppy (Poecilia wingei) nicht kennen, ein Auszug aus der Literatur:

Endlers Guppy wurde nachweislich 1937 von Franklyn F. Bond auf der Halbinsel Paria gefangen und in die USA verschickt. Den konservierten Exemplaren schenkte allerdings niemand Beachtung, da man sie für gewöhnliche Guppys hielt. Im Jahr 1975 fing der Evolutionsbiologe John A. Endler in der ausgesüßten Laguna de los Patos in der Nähe der Stadt Cumaná einige außergewöhnliche Guppys und gab die Exemplare an den Ichthyologen und Taxonomen Donn Rosen vom American Museum of Natural History weiter. Dieser verstarb allerdings, bevor er die Fische beschreiben konnte, hatte aber einige lebende Exemplare vorher an den Genetiker Klaus Kallmann weitergegeben, der im New York Aquarium arbeitete. Über Kallmann gelangten Fische zu Fischzüchtern, die ihre Nachkommen als Endlers Guppys vertrieben. 2004 untersuchten zwei Ichthyologen Guppys aus der Umgebung von Cumaná und kamen zu dem Schluss, dass diese zwar noch keine eigenständige Art seien, aber deutliche Unterschiede zum Gewöhnlichen Guppy (Poecilia reticulata) aufwiesen. Die Erstbeschreibung einer neuen Guppyart aus der Campoma-Lagune in der Nähe von Cariaco erfolgte 2005 durch Poeser, Kempkes und Isbrücker als Poecilia wingei. Im Jahre 2009 wurde durch den Vergleich molekularer Daten nachgewiesen, dass die Guppys von Cumaná und die von Campoma identisch sind und die Cumaná-Guppys somit auch Poecilia wingei zuzuordnen.

Wir bedanken uns für den Artikel bei Norbert Svardal und Gerhard Bozek.

                                                                                                                            Literatur:

POESER Fred.N, M.KEMPKES &I.J.ISBRÜCKER: Description of  Poecilia (Acanthophacelus) wingei n. sp.

From de Paria Peninsula, Venezuela,  including notes on

Acanthophacelus EIGENMANN, 1907 and other subgenera of Poecilia BLOCH and SCHNEIDER, 1801 (Teleostei, Cyprinodontiformes, Poeciliidae). Contributions to Zoology 74

(1/2):97-115.

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